Friede, Freude, Geburtsurkunde

Wer hätte das noch gedacht? Friedrich Merz und Donald Trump plötzlich wie ein Herz und eine Seele im Oval Office. Inklusive Reel mit freshem Beat auf dem Insta-Account unseres Hobbypiloten Nummer 1.

Friede, Freude, Geburtsurkunde

Kaum ist die Geburtsurkunde seines Großvaters an den Faschisten von der anderen Seite des Teichs überreicht, sind die ach so fernen Zeiten vergessen, in denen auch Friedrich noch infrage stellte, ob die transatlantische Vereinigung noch lange halten könne.

Nach der Wahl im Februar hatte Merz noch infrage gestellt, ob man im Juli beim nächsten Treffen überhaupt noch von der NATO „in dieser Form“ werde sprechen können. Die Panik setzte ein in der deutschen Presse- und Parteienlandschaft. Die Große Aufregung darüber, jetzt plötzlich ganz viel für die Aufrüstung machen zu müssen. Es folgten ein überbieten ohne Gleichen, wie viel Prozent des BIP jetzt in die Rüstung gesteckt werden müsse. Und plötzlich waren alle sehr einig darüber, dass man noch schnell mit den alten Mehrheiten im Bundestag die Schuldenbremse für Kriegsmaterial aussetzen müsse. Nicht verfassungswidrig natürlich – wenn auch vielleicht nicht ganz nach den Idealen der Demokratie.

Doch von dem vermeintlichen Bruch zwischen Europa und Washington scheint plötzlich nichts mehr zu spüren zu sein, stattdessen witzelten Merz und Trump über Bad-Dürkheim – die Heimat von Trumps Großvater. Abseits der inszenierten Menschlichkeit vermeldete die CDU dann sogar stolz den Handshake in Washington:

Das transatlantische Bündnis lebt!

Vergessen ist der historische vermeintliche Streit vom Frühjahr. Warum war also diese ganze Aufrüstungshysterie nötig, die seit Wochen die deutsche Öffentlichkeit in ihre Zange nimmt? Woher kam plötzlich die Überzeugung, das „wir mehr machen müssen„? Was ist geblieben von der Erkenntnis, das Trump „unberechenbar“ ist?

Tatsächlich ist sich das Bündnis heute so einig wie es sich immer war – selbst in den vermeintlich schwersten Minuten, als man schon die Atlantikbrücke wanken sah. Europa soll aufrüsten, damit sich die USA China widmen kann. Diese Aufrüstung kann hier nur durchgesetzt werden, wenn man nachdem guten alten Rezept der Schocktherapie einen Moment der Panik erzeugt, in der die sonst hoch gehaltenen demokratischen Werte kurz vergessen können.

Heute ist das alles durchgesetzt und in trockenen Tüchern: Deutschland und andere EU-Staaten befinden sich fest auf dem Kurs zu 5 % Kriegsausgaben und auch die Rekrutierung nimmt Fahrt auf, mit 60.000 neuen Soldat:innen als jüngstes Ziel.

Den großen, lauten Bruch mit den bösen Amis brauch es da vielleicht dann aus Sicht von Merz doch nicht mehr.

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