Vielleicht kannst du einmal dich und auch die Junge ABL vorstellen ich glaube es gibt viele die noch nicht wissen wer ihr überhaupt seid und was ihr so macht.
Ich bin Doro. Ich arbeite zurzeit in Sachsen auf einem Milchviehbetrieb als Angestellte und bin in der jungen AbL, also der jungen Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft. Jetzt seit fünf Jahren oder sechs Jahren, glaube ich schon aktiv. Das ist eine Organisation, die sich hauptsächlich agrarpolitisch einsetzt.Wir haben junge Landwirt:innen, Gärtner:innenaus dem praktischen Bereich, aber auch Leute, die sich agrarpolitisch und theoretisch mit einbringen
Die junge ABL ist eine Organisation, das hört man ja schon vom Namen, gliedert sich einmal an die Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft an und gehört zu einem internationalen Dachverband, la via Campesina, heißt der, also auf Deutsch der bäuerliche Weg . Und gemeinsames Ziel von diesen Gruppen ist ein Abbauen von Abhängigkeiten durch koloniale, neokoloniale oder kapitalistische Strukturen mit dem Ziel, dass man eine klimagerechte soziale Landwirtschaft schaffen kann, wo alle Menschen selbst darüber bestimmen können, wie sie mit Lebensmitteln versorgt werden und in welcher Qualität. Gerade das Ziel der Ernährungssouveränität ist da ein Schlagwort.
Eine Sache würde ich auf jeden Fall noch nachfragen. Es gibt ja in Deutschland auch andere Bauernverbände, von denen man mehr hört. Also gerade einfach wird oft von “dem Bauernverband” gesprochen. Inwiefern unterscheidet sich eure Organisation von denen?
Also erstmal sind wir ein Jugendverband, das heißt, wir vertreten hauptsächlich die Position von jungen Landwirt:innen, also Menschen, die entweder angestellt sind oder sich in der Existenzgründung befinden, also wir richten nicht nach dem Alter, sondern eher nach diesem Lebensabschnitt. Das ist ein Unterschied. Und dann würde ich sagen, unterscheiden wir uns von zum Beispiel dem Bauernverand vor allem in unseren politischen Zielen und nicht in unseren Mitgliedern. Da wird es immer noch mal ein bisschen feiner.
Da ist ein Unterschied, dass wir ganz klar die Agrarstruktur als Ziel haben. Also wie viele Höfe gibt es tatsächlich und wie klein strukturiert ist die Landwirtschaft in Deutschland? Das ist bei uns ein ganz großes Ziel, dass wir um den Erhalt der Höfe kämpfen, die existieren und auch dafür, dass wieder neue entstehen können und wir uns nicht diesem Strukturwandel hingeben, der in den letzten Jahrzehnten läuft, das quasi alles zentralisiert wird und Flächen immer nur an größere Höfe weitergehen und aber die Vielfalt immer weniger wird in der Landwirtschaft und auf dem Land.
Für die nächsten der kommenden Tage, gerade zwischen dem 8. und 15. sind ja von verschiedenen Landwirtschaftsverbänden und auch teilweise unabhängig von Landwirtschaftsverbänden Proteste angekündigt worden. Ihr habt euch dazu ja auch schon positioniert. Vielleicht kannst du uns kurz erzählen, was dahinter steckt und was jetzt konkret auch der Auslöser für diese Protestwelle ist.
Ich kann ja mal den Hintergrund so ein bisschen erklären. Es wurde ein Haushaltsbeschluss gemacht. Dass eine, also das ist keine Subvention, sondern quasi eine Steuererleichterung, in der Landwirtschaft zurückgenommen wird. Da geht es darum, dass der Diesel, den man in der Landwirtschaft auf einem Hof verbraucht hat, also tatsächlich nur das, was man irgendwie für die Traktoren im tatsächlichen Ackerbau und Viehbetrieb irgendwie genutzt hat, dass man von dem ganzen Diesel sich 0,02 € pro Liter von der Steuer wieder zurück bezahlen lassen kann.
Also alle Menschen zahlen ja Steuern auf ihren Diesel und so wird das auch von der Landwirtschaft alles im Voraus einmal bezahlt und im September kann ein Betrieb quasi sagen so und so viel Liter haben wir nur für landwirtschaftliche Zwecke genutzt und davon möchten wir dann 0,02 € pro Liter wieder zurück. Genau das hat bisher so existiert und mit diesem Haushaltsbschluss wird das quasi aufgehoben, sodass da die Zahlungen nicht mehr stattfinden können.
Das ist das eine. Dazu kommt ein zweiter Haushaltsbeschluss, der gleichzeitig gemacht wurde, dass landwirtschaftliche Fahrzeuge, die bisher von der KFZ Steuer befreit waren, dass auch das Aufgehoben werden soll. Also Steuern gezahlt werden müssen, wie bei einem privaten PKW zum Beispiel. Und genau. Zu den Gründen weshalb es diese Erleichterungen überhaupt gab gibt es verschiedene Hintergründe.
Einmal ist ja ganz offensichtlich, wir haben ein gesellschaftliches Interesse an günstigen Lebensmitteln und deswegen werden an Stellen, wo man vielleicht einfach einsparen kann, die Kosten für die Landwirte und Landwirtinnen reduziert. Zum Beispiel bei dem Agrardiesel, dass man dann sagt okay, wir haben da ein gesellschaftliches Interesse, darum können die Landwirtinnen und Landwirte einen günstigeren Diesel verwenden.
Und bei der KFZ Steuer ist auch der Hintergrund, dass die ja hauptsächlich zum Erhalt von Straßen eingesetzt wird. Und landwirtschaftliche Fahrzeuge befinden sich aber sehr wenig auf Straßen. Und genau deswegen ist das an der Stelle sinnvoll, die KfZ Steuer zu kürzen.
Das ist so, zu den Beschlüssen aktuell.
Zu den Protesten würde ich eben sagen. Das sind natürlich zwei Kürzungen, die jeden landwirtschaftlichen Betrieb betreffen, egal wie groß, welche politische oder ökologische Einstellung oder was auch immer. Jeder, der irgendwie wirtschaftet und arbeitet, ist davon betroffen und deswegen waren auch die Proteste so unglaublich groß, weil alle Verbände, die sonst vielleicht kleine strukturelle Unterschiede haben. Was ich gerade schon gesagt habe, manche sind vielleicht ein bisschen in Richtung Klima, manche ein bisschen Strukturaufbau, was auch immer. Aber es waren alle betroffen, das heißt, alle hatten ein Interesse etwas dagegen zu tun.
Und dann kommt natürlich noch dazu, dass es dieses Jahr auch davor schon zu Erhöhungen kam, die die Betriebe bezahlen müssen. Also die Energiekosten sind gestiegen, CO2 Steuer kam hinzu etc. und die Erzeugerpreise sind aber seit Jahren relativ stabil. Das heißt, da passt sich nichts nach oben an, obwohl auf der Erzeugerseite die Kosten ziemlich nach oben gehen, ins drei oder vierfache von dem, was noch vor einem Jahr gezahlt werden musste, wenn es jetzt zum Beispiel um die Energie geht.
Und da kam dieser Beschluss quasi sehr plötzlich und hat einfach direkt auf die Portemonnaies geschlagen. Ich habe das schon stark als Schock wahrgenommen, der so durch die ganzen landwirtschaftlichen Medien und Gruppen und so auch gegangen ist. Also sehr viel Unverständnis auch dem gegenüber.
Ja, du hast ja jetzt auch schon schon von diesem Schock erzählt. Und ihr sprecht in eurer Pressemitteilung ja auch von einem Schlag ins Gesicht. Das wurde ja auch viel was ich gesehen hatte bis jetzt in den Medien auch aufgenommen dieses Zitat. Und ihr habt auch gesagt, dass gerade eben junge Landwirtinnen und Landwirte, besonders von diesen Streichungen betroffen sind. Vielleicht kannst du es auch noch mal ja noch ein bisschen erklären, ein bisschen ausformulieren.
Ich glaube, das ist besonders auch so angekommen, weil in den letzten Jahren die Agrarpolitik oder zumindest wir als junge AbL sehr stark immer eine sozial gerechtere und klimafreundlichere Agrarpolitik gefordert haben und sind politisch sehr viel in diese Richtung unterwegs und haben auch mit anderen Bauernverbänden aus einem ganz breiten Spektrum auch gemeinsame Lösungsvorschläge erarbeitet.
Da gibt es so Papiere wie zum Beispiel von der Zukunftskommission Landwirtschaft oder von der Borchert Kommission, das sich mit dem Umbau der Tierhaltung beschäftigt. Diese Papiere, die wurden, aus der Gesellschaft heraus von den landwirtschaftlichen Interessenverbänden gemeinsam erarbeitet. In wirklich viel Ehrenamtsarbeit und sehr viel, ja einfach unbezahlte Arbeit, die da reingeflossen ist. Und all diese Papiere die sich in Richtung Klimawandel oder Klimawandel-Anpassung und Investitionen bewegen, die liegen einfach auf dem Tisch oder sag ich mal in der Schublade und werden nicht beachtet. Und dann kommt diese Kürzung der Rückerstattung mit dem Argument, wir möchten keine klimaschädlichen Subventionen weiter zahlen.
Und das ist einfach in dem Sinne ein Schlag ins Gesicht, weil wir auf jeden Fall das ausgesprochene Ziel haben, dass wir klimafreundlicher wirtschaften müssen. Aber dass diese Maßnahme den Diesel zu verteuern, einfach nichts an dem CO2 Ausstoß ändert oder am Diesel Verbrauch. Also es gibt einfach de facto gerade noch keine Alternativen für uns Landwirte und Landwirtinnen anders zu wirtschaften.
Wir haben noch keine E-Traktoren oder irgendwas und es heißt für uns einfach nur, dass wir mehr Geld zahlen müssten. Aber es wird sich nichts an CO2 Ausstoß etc. ändern. Und das fühlt sich einfach total ungerecht an, weil wir uns für klimagerechte Landwirtschaft einsetzen und dann als Lösungsvorschlag was bekommen, was uns einfach nur in unserem Existenzen bedroht, aber von der Klimawirksamkeit überhaupt nichts ausmacht. Und genau das ist so ein bisschen dieses Gefühl, gegen Windmühlen zu kämpfen.
Genau das geht auch schon so ein bisschen die nächste Frage über. Also das sind ja zum einen jetzt diese wegfallenden Subventionen, aber das hast du ja auch eben schon gesagt, dass es auch noch andere Herausforderungen gerade für junge Landwirtinnen und Landwirte gibt, die neue Höfe aufmachen wollen oder alte Höfe, kleinere Höfe weiterführen wollen usw. Und in den letzten Jahren gab es ja beispielsweise auch ab und an mal – auch nicht so groß, wie es wahrscheinlich sein sollte – diese Diskussion über Höfesterben usw. Vielleicht kannst du noch mal darauf bisschen eingehen, welche welche Probleme es abseits davon noch gibt.
Also was eine Besonderheit ist, ich weiß nicht ob ihr da was drüber gelesen habt, aber man hat zumindest in den letzten Jahren immer Schlagzeilen gesehen, z.b. dieses Jahr wurde wieder so und so viel unter den Produktionskosten die Milch verkauft. Also was weiß ich 8 Cent unter dem was ein Betrieb eigentlich pro Liter braucht oder so. Es gibt immer wieder so Schlagzeilen und das ist einfach mittlerweile Realität.
Also einfach Realität, an die sich die Höfe gewöhnt haben, dass sie jahrelang unter dem Preis wirtschaften, den sie eigentliche bräuchten. Und das kann nur funktionieren oder hat nur funktioniert, weil man quasi aus seinen eigenen Knochen raus wirtschaftet. Und damit sind die Knochen einmal klar man selbst, also die Ausbeutung der eigenen Arbeitskraft und aber auch die alten Gebäude, die alten Fahrzeuge etc. Also alles Dinge, die man nicht mehr abbezahlen muss, wo jetzt keine Neuinvestitionen passieren, weil es einfach nicht möglich ist, neu was aufzubauen und man nutzt quasi alles was da ist so lange weiter, wie es halt irgendwie geht, es am Leben zu erhalten.
Und nur so kann geschafft werden unter dem Preis zu arbeiten, den man eigentlich braucht. Und da ergibt sich schon ein Problem für junge Landwirt:innen, weil die befinden sich einfach in der finanziell prekären Lage in der Landwirtschaft, weil sie noch kein Eigenkapital haben, noch keinen Besitz oder so, der vielleicht ein Haus ist, ein Stall oder so und das sich alles selbst aneignen müssen. Also erst Kredite aufnehmen etc. Und es ist dann einfach so, dass so eine pauschale Kürzung, wie sie jetzt stattfindet, diejenigen am stärksten trifft, die sowieso am wenigsten Geld haben. Sag ich jetzt mal so ganz einfach. Weil die von jeden Cent, der irgendwo zusammengekratzt werden kann, einfach abhängig sind.
Und um eine, ja um ein Land, also um eine Arbeitsstelle in der Landwirtschaft zu schaffen, muss eine horrende Summe gezahlt werden. Die Landwirtschaft gehört mit einem Kapitaleinsatz von rund 630.000 Euro pro Arbeitskraft zu den kapitalintensivsten Branchen. Um erstmal diese ganzen Investitionen an Tier, Stall etc. Technik, das alles mal zu schaffen.Und das ist einfach unverhältnismäßig, was da an Investitionen gegenüber dem Gewinn steht. Und dann gibt es noch zwei ganz entscheidende Punkte, die auch einfach die Landwirtschaft besonders machen in ihrer Position.
Und das ist einmal, was passiert wirtschaftlich vor der Landwirtschaft, im vorgelagerten Bereich und was passiert wirtschaftlich danach? Und da kann man sich das vorstellen, wie so eine Sanduhr. Also quasi dass die Höfe, von denen es zwar sehr viele gibt in Deutschland, wirtschaftlich für sich alleine dastehen. Und ein Hof steht dann oft einer sehr großen Industrie gegenüber, im vorgelagerten Bereich zum Beispiel Saatgutindustrie oder eine Spritzmittelindustrie oder so, die die Preise vorgeben. Und der Hof kauft das einfach zu dem Preis, der da gesagt wird, weil er wirtschaftlich ja in einer ganz anderen Position ist und keinen Preis verhandeln kann in dem Moment.
Und genau so ist es auch wieder zur nachgelagerten Industrie, dem Handel. Da steht man dann auch irgendwieALDI oder Edeka immer gegenüber, die ja auch wirklich viel viel größer sind als der Hof. Wo dann garkein Handlungsspielraum da ist den Preis mitzugestalten, den man bekommt für das Produkt.
Und deswegen sind auch solche staatlichen Kürzungen so schmerzhaft für die Landwirtschaft, weil die Landwirtschaft oder die Betriebe selbst ihre Preise nicht mitbestimmen können. Die wirtschaftliche Situation ist einfach so beengt in dem Sinn, also auch irgendwo gewollt beengt, damit Lebensmittel günstig bleiben. Aber irgendwo muss man das staatlich rückfinanzieren, dass die günstigen Preise erhalten bleiben können und dass die Höfe weiter wirtschaften können.
Oder man muss den Höfen halt mehr wirtschaftlichen Freiraum irgendwie gewähren und das geht durch Regelungen und Gesetze. Das ist aber aktuell nicht so und das macht auch einfach die Lage besonders.
Ja, vielleicht kannst du von diesen Problemen ausgehend und vielleicht auch in Abgrenzung zu dem, was jetzt gemacht wurde – du hast schon gesagt, so wirklich klimatechnisch hat es eigentlich keinen Sinn – sagen was eigentlich nötig wäre, um diese Probleme zu lösen und auch nachhaltig zu lösen?
Gerade jetzt in dem Interview sehe ich mich natürlich vor zwei Herausforderungen. Einmal muss man aber auch einfach sagen, wir haben diese Haushaltssituation und irgendwie müssen wir damit umgehen. Also ich will jetzt auch nicht irgendwie mir das Blaue vom Himmel runterlügen. Wir brauchen an sehr vielen Stellen Geld und da müssen wir aufeinander zugehen. Und da wünschen wir uns natürlich sehr viel mehr Rückmeldungen aus der Politik, was ja gerade nicht kommt.
Aber da müssen auf jeden Fall Kompromisse gefunden werden, weil so eine Kürzung darf auf jeden Fall so pauschal passieren, wie es jetzt gerade gewesen ist. Unser Ziel ist auf jeden Fall immer, wenn wir irgendwo was einkürzen oder mit dem Geld rumspielen, muss es ein Ziel haben.
Also da muss irgendeine Zielvorstellung dahinter sein, dass entweder sozialgerechte oder klimagerechte Betriebe mehr gefördert werden oder eine Umverteilung stattfindet zwischen Agrar Holdings, die ihr ihre Gewinne von außerhalb der Landwirtschaft reinholen und den Betrieben, die ihre Gewinne nur aus der Landwirtschaft holen.
Weil diese beiden können einfach nicht konkurrieren und da muss eine Gerechtigkeit hergestellt werden.
Es gibt ganz viele Baustellen, an denen man drehen muss. Ich habe ja eben schon einmal gesagt, die Marktposition, da gibt es, das ist jetzt sehr fachlich, aber der 148er Artikel vom Milchmarkt, das ist zum Beispiel was, was man, was man angehen könnte.
Das ist ein Artikel, der die Position der Milchviehbetriebe gegenüber den Molkereien stärkt, dass die in der Lage sind, den Preis miteinander zu verhandeln und keinen Preis, wie es bisher ist, vorgegeben zu bekommen, je nach Weltmarktsituation.
Das so als Beispiel vom Milchmarkt, aber das kann man ja auf die gesamte Landwirtschaft runterbrechen.
Eine andere Sache ist auch die Position von Landwirt:innen am Bodenmarkt, weil aktuell ist es einfach noch nicht gegeben, dass das landwirtschaftliche Vorkaufsrecht, was es ja gibt, also dass Boden nur von Landwirtinnen gekauft bzw gepachtet werden kann. Das kann einfach aktuell nicht vollständig umgesetzt werden, weil es Holdings gibt, die zum Teil aus einem Agrarbetrieb bestehen, aber zum Teil vielleicht auch von Aldi getragen werden oder von Mietwohnungsunternehmen oder ähnlichem und dadurch sehr viel mehr Kapital zur Verfügung haben. Und solche Betriebe können natürlich sehr viel höhere Preise für die begrenzte Ressource Boden bieten als das ein landwirtschaftlicher Betrieb kann.
Und Holdings werden aber noch nicht genügend reguliert von dem Markt. Es ist einfach irgendwann absurd eine Ackerfläche zu pachten für das doppelte von dem, was man davon ernten kann. Also jetzt mal in Geld gerechnet und das ist einfach aktuell der Fall. Und genau solche Strukturen sind einfach ausbeuterisch und bluten die Landwirtschaft aus.Vor allen Dingen bluten sie halt eine vielfältige Struktur aus, die wir auf jeden Fall brauchen für Biodiversität und Klimaschutz. Ja, genau, das wären zwei Punkte. Ich könnte jetzt noch weitergehen.
Ich weise einfach noch mal auf dieses Bild mit der mit der Sanduhr hin. Also das ist einfach die Position der landwirtschaftlichen Betriebe zwischen Handel und vorgelagerter Industrie oder auch Bodenmarkt. Das ist einfach der Knackpunkt, also dass sich landwirtschaftliche Betriebe in so einer Engstelle befinden, auf Subventionen auch angewiesen sind. Durch die Agrarpolitik, die schon seit Jahren gefahren wird, kann man nicht einfach so schnell fix mal Geld streichen. Weil es schon wirklich sehr eng da ist.
Ja, das hört sich auf jeden Fall danach an als wäre die Decke von vielen Ecken und Enden zu kurz. Vielleicht um auf diese Proteste, die ja jetzt schon stattgefunden haben, aber jetzt auch noch mal mit einer neuen Welle anfängt zurückzukommen. Da wird ja oft davon berichtet, dass die vor allem irgendwie rechts unterwandert sein. Und man sieht ja auch immer wieder irgendwie Fahnen von der Landvolksbewegung und so. Welche Rolle spielt das deiner Meinung nach in den Protesten oder auch für euch? Und was denkst du wäre wichtig oder ist wichtig, um dagegen so ein bisschen ein Gegengewicht zu entwickeln?
Ja genau. Also diese Proteste oder diese, sage ich jetzt mal von rechts kommenden, die gingen direkt los ab dem 18., wo das erste Mal protestiert wurde und auch mit einer Geschwindigkeit, wo einem einfach nur schwindlig werden kann. Wir in der jungen ABL wir haben direkt angefangen auch einfach klare Positionen gegen rechts und gegen diese Haushaltsbeschlüsse zu stellen.
Also auch in unserer Pressemitteilung oder auch online, in Social Media oder so, weil es uns einfach total wichtig ist. Wir dürfen uns nicht von Menschen vereinnahmen lassen, die jetzt irgendwie hier ihre große Bühne sehen. Also das sind ja Menschen, die da aufrufen, die haben teilweise gar nichts mit Landwirtschaft zu tun. Das sind einfach nur Menschen mit Umsturzfantasien, wie es auch der Bauernverband sagt. Also auch der Bauernverband grenzt sich ja davon ab. Das finde ich auch sehr wichtig und gut, dass das passiert ist.
Das muss natürlich noch in einer viel größeren Art und Weise passieren, also durch Absagen der öffentlichen Demos, die da vielleicht jetzt schon angekündigt wurden oder einfach ganz, ganz, ganz klare Abgrenzung, weil die Ziele unterscheiden sich einfach komplett bzw man man muss die Grenze klar ziehen zwischen “Wir haben ein Problem mit der aktuellen Entscheidung” und diesen wirklich extrem rechten Positionen, die komplette Ampel umstürzen. Also das ist einfach nur überreagiert, populistisch und rechts.
Und da passiert auch im Hintergrund gerade viel Bündnisarbeit mit landwirtschaftlichen Verbänden, weil wir natürlich unsere landwirtschaftliche Stimme bewahren wollen und nicht genau da instrumentalisiert werden wollen, weil das ist eigentlich einfach nur unschön.
Vielleicht kannst du noch ganz kurz einen Ausblick geben, was du denkst, was jetzt die nächsten Tage passiert, auf welche Kundgebungen man euch zum Beispiel auch findet und wie man euch da vielleicht auch als Person, die nicht aus der Landwirtschaft kommt, unterstützen kann.
Also wir sind in der jungen AbL gerade dabei habe ich ja gerade schon gesagt, Bündnisse mit landwirtschaftlichen Verbänden zu schließen. Genau das ist jetzt erstmal innerlandwirtschaftlich für auch die Protestwoche, die zwischen achte und 15. Januar stattfinden wird. Da wollen wir einfach online präsent sein und ganz klar unsere inhaltlichen Positionen, die ich gerade schon erklärt habe, darstellen und uns gegen Rechts abgrenzen und einfach zeigen; Wir haben politische Forderungen und möchten in den konstruktiven Dialog gehen. Und wo sich Gesellschaft in einem breiteren Spektrum mit anschließen kann, ist auf jeden Fall die “Wir haben es satt” Demonstration am 20. Januar. Die findet jedes Jahr traditionell zur Internationalen Agrarminister:innen Konferenz statt und das ist seit elf oder zwölf Jahren ein breites gesellschaftliches Bündnis von Klimaschutz, Naturschutz und Landwirtschaftsverbänden.
Da wird das Thema Agrardiesel unter anderem eine Rolle spielen. Aber hauptsächlich geht es da einfach wie jedes Jahr um eine gerechte Lebensmittelpolitik in Deutschland, aber hauptsächlich auch international. Da sind einfach die Agrarminister:innen aus aller Welt geladen und wir müssen genau auch da unsere Verantwortung wahrnehmen. Wir haben nicht nur unsere Probleme hier vor Ort, sondern Bäuerinnen und Bauern weltweit kämpfen noch mit viel krasseren Einschränkungen und Verfolgung teilweise. Das wird auf jeden Fall unsere unsere Bühne sein, wo wir uns mit der breiten Gesellschaft zusammen hinstellen wollen und gemeinsam dafür kämpfen, dass jeder den gerechten Zugang zu Lebensmitteln hat. Und die Bäuerinnen und Bauern auch gerechten Zugang zu ihren Ressourcen, um Lebensmittel herstellen zu können.